„Das singende Dorf“ wurde Oberraden mal in einem Zeitungsartikel genannt. Das ist lange her. Mit seinem
Konzert unter dem gleichnamigen Titel wollte der 670-Einwohner zählende Ort (zusammen mit Niederraden)
diesem Anspruch wieder gerecht werden - und schaffte das mit Bravour.
Beim Neujahrskonzert im
Dorfgemeinschaftshaus traten neben dem Gastgeber MGV Concordia Oberraden der eigens für das Konzert
gegründete Frauenprojektchor, die Concordia Harmonists, die Los Cantantes - allesamt Eigengewächse des
MGV beziehungsweise von diesem inspiriert - und als krönender Höhepunkt der Zauberer und Magier
Miracelix auf. Er erfreute die über 200 Besucher des Neujahrskonzerts mit seiner Zaubershow unter
Einbeziehung von Anwesenden und brachte das Publikum zum Staunen.
Der Gesangverein blickt auf eine über hundertjährige Geschichte. Unter Chorleiter und Dirigent Wolfgang
Fink hat er sich in den letzten Jahren einer erstaunlichen Verjüngungskur unterworfen. Von den aktuell
31 aktiven Sängern sind viele im Alter von Mitte 20. Das liegt auch daran, dass hier nicht - wie es die
Sänger bezeichnen - alte, traditionelle Lieder eingeübt werden, sondern die jungen Chormitglieder ihre
Ideen und Vorschläge einbringen können. Dafür, dass er dieses moderne Liedgut ins Repertoire aufnimmt,
wird Chorleiter Wolfgang Fink von seinen Männern sehr gelobt.
Er selbst sagt: „Das Mittelfeld ist
sehr gut bestückt. Viele Sänger sind im Alter von 30, 40 oder 50. Das ist ein sehr stabiles Mittelfeld,
das ich als Chorleiter zum Singen unbedingt brauche.“ Der Altersdurchschnitt liegt bei etwas über 50
Jahre.
Hinter den Stimmen der A capella-Gruppe „Concordia Harmonists“ stehen die Männer Hans-Werner Breithausen,
Klaus Schmitt und Guido Breithausen (1. Tenor), Josef Fassbender, Egon Buchstäber (2. Tenor),
Hans-Werner Neitzert und Dieter Klein, (1. Bass), Johannes Schmidt und Thomas Eul, genannt „Locke“ (2.
Bass).
Die Männer sind sich einig: „Unsere Truppe steht und fällt mit unserem Vizechorleiter Egon
Buchstäber, der hat die ganze Sache musikalisch unter seiner Obhut. Ohne ihn würde das so nicht
funktionieren!“ Vor 32 Jahren begann die Geschichte der Oberradener Concordia Harmonists“, eigentlich
nur als Showeinlage beim alljährlichen Familienfest des MGV gedacht. Am Anfang waren es sieben
Harmonists, jetzt sind es schon neun. Fünf davon gehörten zu den Gründungsmitgliedern.
Chorleiter Wolfgang Fink war insgesamt sehr stolz auf die Darbietungen seiner Gruppen. Das dem Popstar
Herbert Grönemeyer zuzuordnende Lied „Der Weg“, gesungen vom MGV Concordia, hat ihm persönlich am besten
gefallen, weil am schönsten interpretiert. „Ja, das ist auch schwer!“ beantwortet er die Frage in einer
Konzertpause, und die Chormitglieder bestätigen das lachend.
Fink: „Ich habe das Stück für die
Männer hier geschrieben und hatte schon beim Schreiben eine Vorstellung, wie das klingen könnte. Es ist
wirklich schwer und wir haben bei den Proben auch lange dafür gebraucht.“ Eine Premiere für das
Oberradener Publikum waren der „Drunken Sailor“ und im zweiten Teil „Auf dem Weg“ von Mark Forster.
Sehr stolz ist Wolfgang Fink auf den Konzert-Frauenchor, der zunächst noch ein Projektchor ist, aber
vielleicht doch dauerhaft Bestand haben soll: „Das ist ganz wunderbar, dass sich quasi aus dem Stand
heraus über 40 Frauen und Mädchen gefunden haben, die dabei mitmachen wollten. Die haben wirklich alle
toll mitgemacht. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Wir hatten vor dem Konzert nur sechs Proben, dann
mussten die beiden eingeübten Stücke - „Wunder gescheh’n“ von Nena und „All of me“ von John Legend -
klappen.“
Was zur totalen Begeisterung der frenetisch jubelnden Zuhörer auch mehr als gelang. „Wir
haben nur diese beiden Lieder geübt“, entschuldigte sich Wolfgang Fink, „deshalb singen wir als Zugabe
das erste Lied noch mal!“ Wie es in der Zukunft mit dem Frauenprojektchor weitergeht? Der Chorleiter
beantwortet die Frage vorsichtig mit „Schau’n wir mal!“ Einige befragte Frauen und Mädchen wagten sich
schon weiter vor und meinten, wenn es nach ihnen ginge würden alle auf jeden Fall weitermachen. Das war
übereinstimmend die Meinung der Sängerinnen Christina (23), Svenja (25), Janika (19) und Mara (20). Die
jüngste Sängerin im Frauenprojektchor war Jule (14).
Ein anderer jugendlicher Ableger des MGV sind die „Los Cantantes“, 13 junge Männer aus Oberraden, von
denen nur vier „noch nicht“ Mitglied im „Concordia“ sind. Die Gruppe gründete sich vor zwei Jahren
anlässlich einer Geburtstagsfeier. Ihnen zollte Chorleiter Wolfgang Fink ebenfalls größten Respekt,
erscheinen sie doch zuverlässig montags abends nach der Probe des MGV um 21.45 Uhr und üben ihre Lieder
ein bis 23 Uhr. Im Konzert begeisterte die junge Gruppe mit Liedern von Andreas Bourani, Marius
Müller-Westernhagen und den Ärzten.
MGV-Sänger und VG-Bürgermeister Hans-Werner Breithausen sagte in einer kleinen Gesprächsrunde: „Was hier
heute Abend abläuft, das ist einmalig! Das ist eine absolute Werbung und ein Aushängeschild für den
Chorgesang und eine Riesenbühne, die von Sängerinnen und Sängern aus Oberraden gefüllt wird. Mit vier
verschiedenen Chören aus einem Dorf aufzutreten, das sucht schon Seinesgleichen.“
Nach dem sensationellen Neujahrskonzert des MGV „Concordia“ Oberraden kann man sich schon freuen auf das
traditionelle Herbstkonzert „Kölsch, Schlager und mehr“ Ende Oktober.





